Archiv-Beitrag 2008: Vierfachem Familien-Vater droht Abschiebung

Vierfachem Familien-Vater droht Abschiebung

von Hans-Jürgen Graf

Nürnberg, 22.Mai 2008.Namen sind der Redaktion bekannt und werden hier nicht veröffentlicht. Von seinen Geschwistern wird er liebevoll „Timi“ genannt. Alle, Mutter, Geschwister und deren Familien leben hier in Deutschland. Selbst hat er eine sechsköpfige Familie, die beiden Eltern und vier hübsche Töchter im Alter von 2 – 12 Jahren, davon zwei mit deutscher Staatsbürgerschaft. Bei seinem letzten Besuch in der Ausländerbehörde hier in Nürnberg eröffnete ihm die sonst immer zuständige Sachbearbeitung bei der er seine Aufenthaltsgenehmigung sonst immer verlängern ließ, dass sie nicht mehr für ihn zuständig sei.

Er solle sich in den 1. Stock begeben und dort zu einem bestimmten Zimmer. An der Türe war zu lesen – Abschiebungen – . Im besagten Büroraum wurde ihm mitgeteilt, dass man plane ihn abzuschieben und er somit keine Aufenthaltsgenehmigung mehr bekommt sondern lediglich nur noch eine Fiktionsbescheinigung. Ihm war so, als zöge man ihm den Boden unter den Füßen weg. Für ihn heißt nun jeder Tag, ein Tag der Angst. Er weiß nicht, wie er ohne seine Kinder existieren soll. Seine Familie liebt er aus ganzem Herzen und jetzt soll er von ihnen weggerissen werden?

Geboren und aufgewachsen im heutigen Kosovo, lebt er schon seit fast 10 Jahren hier in Deutschland. In der Anfangszeit ernährte er seine Familie und sich durch alle möglichen Hilfsarbeitertätigkeiten, die er finden konnte. Doch seit gut 4 Jahren findet auch er keine Arbeit mehr. Die letzte Tätigkeit die er hatte lief bereits unter dem Motto, das auch vor kurzem Bundeswirtschaftsminister Glos wieder ausgab: „sozial ist, was Arbeit schafft“. Auch wenn dann „Arbeit“ heißt, dass die Grenzen zur Ausbeutung nur noch kaum sichtbare Linien sind.

Die Familie lebt von Arbeitslosengeld II und der Versuch des Aufbaus einer kleinen selbstständigen Tätigkeit wurde mit der Eröffnung der geplanten Abschiebung zunichte gemacht. Seine Kinder ahnen noch nichts von der ganzen Sache. Und wenn man die zweitjüngste Tochter sieht, die besonders an ihrem Papa hängt und ihn am liebsten keinen einzigen Schritt alleine machen lassen würde, mit ihrer kindlichen Lebensfreude, ihrem hübschen Lächeln und ihren Löckchen in den Haaren, dann tut es einem im Herzen weh an die Zeit zu denken, wenn es tatsächlich zur Abschiebung kommt.

Es ist erschreckend, wenn man weiß welche seelischen Schäden solche Zwangstrennungen bei Kindern hervorrufen können. Sie werden nicht verstehen, warum der Vater nicht mehr da ist. Eine lange Zeit des Fragens, Nicht-Verstehens und der Trauer wird an deren Seelen Schaden verursachen, der vielleicht nie mehr wirklich geheilt werden kann. So produziert eine Abschiebungsmaschinerie, traumatisierte kleine Menschen.

Wir werden weiter darüber berichten.

AUSZUG aus Zeitung “Horch amol”, Franken / Nürnberg, Mai 2008
„Horch amol“ – Die Zeitung aus Franken
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